Sehr geehrte Jägerinnen, Jäger und Besucher unserer Internetseite! Ich hoffe, Sie und wir alle sind bisher gesund und gut durch die Coronazeit gekommen! Nun möchte ich wieder einen interessanten und kurzweiligen Beitrag auf unsere Interenetseite stellen. Inspiriert haben mich dabei sehr schöne Fotoaufnahmen mit den schwarz gefiederten Vögeln sowie mit Bussarden. An diese Geschichte angelehnt erschien am 14 Mai 2020 ein Artikel von mir in der MOZ unter der Überschrift: „Wildkamera in Frankfurt (Oder) – Kolkraben kämpfen gegen Bussard im Stadtwald“. Viele interessante Schnappschüsse können Sie ansehen, wenn Sie auf das 1. der kleinen Fotos klicken, dann beginnt die Diashow – viel Vergnügen 😉 Weidmannsheil ! Wolfgang Gielisch
Schon früh am Morgen, mit Beginn der Dämmerung, kreisen die beiden Kolkraben am Himmel über den Hirschbergen im Frankfurter Stadtwald. Jäger Wolfgang Gielisch ist beeindruckt von ihren imposanten Balzflügen, die in der Regel schon in der 2. Februarhälfte beginnen.
Ob es sich um die Raben Hugin und Munin („Der Gedanke“ und „Die Erinnerung“) handelt, die den germanischen Gott Odin täglich begleiten und ihm über das berichten, was in der Germanenwelt Wichtiges geschah, lässt sich letztendlich nicht mit Sicherheit sagen. Die Germanen verehrten die Raben als heilige Göttervögel.
Das veränderte sich mit dem Rückgang der Naturreligionen. Im Mittelalter galten sie als Begleiter von Hexen und das Auftauchen großer Schwärme galt schon bald als Vorbote von Tod und Pestilenz. Damals entstand das schlimme Negativimage vom „Unglücksraben“, „rabenschwarzer Tag“, „Galgenvögel“ und „Rabenass“ bis hin zum Kinderlied „Hoppe. hoppe Reiter“. Das führte zu einer starken Verfolgung der Vögel. Erst nach 1945 erholten sich die Bestände wieder langsam.
Inzwischen hat sich der Besatz auf bundesweit 9.000 Brutpaare erhöht, bei 12.000 wäre wohl der Maximalbestand erreicht. In Berlin/Brandenburg werden flächendeckend über 3.000 Brutpaare geschätzt. Über die Anzahl der Nichtbrüter gibt es keine verlässlichen Angaben. Nach dem Auflösen der Familienverbände ziehen sie in lockeren Nichtbrüterschwärmen umher. Jungvögel verbleiben in der Regel einige Jahre in diesen Verbänden. Sie fungieren als „Brutreserve“. Erst wenn andere Territorien frei werden oder ein Partner eines Paares stirbt, werden aus ihr neue Brutvögel rekrutiert.
Raben sind sehr sozial und intelligent. Da sie sich auch von Tierkadavern ernähren, die oft mehr Futter bieten als gefressen werden kann, legen sie gern vorübergehende Futterverstecke an. Sofern das Artgenossen sehen, gehen sie schnell mal stibitzen. Raben erkennen diese Absichten sehr schnell und entwickeln komplexe Strategien, um Plünderer zu täuschen und sie legen Scheinverstecke mit kleinen Steinen an.
Hat man Glück und ist entsprechend vorsichtig und gut getarnt, kann man dieses Verhalten auch im Stadtwald bei einem über 20 Mitglieder zählenden Nichtbrüterschwarm beobachten.
Wie auf dem beigefügten Foto ersichtlich. lassen sich Kolkraben auch von Bussarden oder größeren Greifvögeln nicht beeindrucken. Sie sind mit einer Flügelspannweite von 115 bis 130 cm z.T. größer als ein Mäusebussard und in Europa der mit Abstand größte Rabenvogel.
Da Raben in freier Natur „nur“ über 20 Jahre alt werden können und in Gefangenschaft sogar über 30 Jahre, dürfte es sich bei den beobachteten Pärchen wohl dann doch nicht um Odins Götterboten handeln. Sie hätten uns sicher höchst interessante Geschichten aus der germanischen Sagenwelt berichten können, als die Winter in Brandenburg noch von monatelangen Frostperioden und starken Schneestürmen begleitet wurden und die Furcht vor Hunger- und Kältetod Mensch und Tier über Jahrtausende begleitet hat.
Mensch und Rabe, beide haben als Anpassungskünstler in der Evolutionsgeschichte härteste Zeiten durchstanden und wir hoffen, das bleibt auch in Zukunft so.
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