Waschbären ohne Ende, wohin geht die Reise?
Der Waschbär zählt zu den so genannten Neozoen, das sind Tierarten, die durch den Menschen absichtlich oder unabsichtlich in Lebensräume außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes gelangt sind. Dort breiten sich viele massiv aus und können für heimische Arten zur Bedrohung werden.
Bekanntestes Beispiel sind die eingschleppten Ratten und Possums auf Neuseeland. So sind dort in den letzten 100 Jahren seit ihrer „Einbürgerung“ fast 25% der heimischen Vogelarten ausgelöscht worden. Heute bevölkern geschätzte 30 Millionen Possums die Inselwelt, dazu kommen etwa 100 Millionen Ratten. Nun ist sogar der Kiwi, Neuseelands Nationalvogel, stark bedroht.
Der Dominoeffekt ist aber nur schwer aufzuhalten. Von den 4,5 Millionen Einwohnern sind die meisten in Naturschutzgruppen engagiert und versuchen mit Fallen und Giftködern die bedrohlichen Eindringlinge zurückzuschlagen. Denn … kommen immer weitere Vogelarten in Bedrängnis und an den Rand des Abgrunds, können ganze Ökosysteme kippen und mit den Vögeln verschwinden auch verschiedene Pflanzen und im Nachgang Insekten.
Sicherlich sagen viele Naturschützer „In Deutschland kann es so etwa nicht geben, die Natur regelt doch alles von selbst, niemand sollte da eingreifen.“ Auch ein Jagd- und Fangverbot wird gefordert.
Doch die Jagdstrecken der letzten Jahre zeigen eine bedrohliche Entwicklung. Seit 2007 haben sich die bundesweiten Strecken verfünffacht. Im Jagdjahr 2014/2015 kamen in Deutschland über 116.000 Waschbären zur Strecke, in Sachsen-Anhalt mit 21.000 Stück mehr Kleinbären als Füchse, in Brandenburg mit 24.100 fast identisch.
Günstige Biotope und geringer Feinddruck tragen mit dazu bei, dass sich der Neubürger nahezu ungehindert ausbreiten konnte. Als exzellenter Kletterer und anspruchsloser Allesfresser fühlt sich der Waschbär besonders in Mischwäldern mit einem höhlenreichen Altholzanteil wohl. Wie kaum eine andere Wildart neigt er zur Verstädterung und beweist dabei ein großes Anpassungsvermögen, das den Betroffenen erhebliche Probleme bereitet.
Die Fähen sind bereits mit 10 Monaten geschlechtsreif und bringen im April/Mai 2-4 Welpen zur Welt. Waschbären können 10-15 Jahre alt weren, in Gefangenschaft über 20 Jahre.
Kassel gilt seit langem als „Hauptstadt“ der Waschbären, auf jeden Hektar kommt ein Tier. Für Bürger und Stadtverwaltung wird es immer schwerer der Plage Herr zu werden. Nachts ist viel los in Kassel.
Der Speisezettel des Waschbären kann stark variieren, er nutzt immer jene Nahrungsressourcen die je nach Lebensraum und Saison am einfachsten erreichbar sind.
Die Problematik besteht darin, dass er als einzigstes Raubtier unserer Heimat in seinen Aktionsräumen nicht nur weitläufig wandert sondern mit Vorliebe auch als exzellenter Schwimmer und Kletterer aktiv wird.
Im Frühjahr vergreift er sich häufig an Gelegen und Jungtieren geschützter Bodenbrüter. Insbesondere in Schutzgebieten richtet er großen Schaden an. Für Uhu, Großtrappe und Sumpfschidkröte ist er eine echte Existenzbedrohung. Das streiten auch engagierte Naturschützer mittlerweile nicht mehr ab. Die EU zählt den Waschbären zu den 100 schlimmsten invasiven Arten. Insbesondere seltene Reptilien und immer mehr Wasservögel und Wiesenbrüter werden als energiereiche Leckerbissen Opfer der wachsenden Raubtierpopulation. Auch Greifvogelhhorste, Schwarzspechthöhlen und Eichhörnchenkobel werden gern aufgesucht.
Der Kleinbär hat es nunmehr geschafft, Deutschland flächendeckend zu besiedeln. Seine Population wird auf etwa 1 Million Tiere geschätzt, entstanden aus etwa 120 Tieren, welche vor 80 Jahren ausgesetzt bzw. entflohen sind.
Gefährlich für den Menschen ist der Waschbärspulwurm, fast drei Viertel aller Wachbären sind infiziert. Die Übertragung des Darmparasiten auf den Menschen ist möglich, mit höchst unangenehmen Konsequenzen.
Nur eine aktive scharfe Bejagung bietet einen echten Schutz gefährdeter Tiere vor dem Räuber. Dabei ist die Jagd mit der Falle die mit Abstand effizienteste Methode um den meist nachtaktiven Neozoen zu erbeuten.
Da die Erhaltung der biologischen Vielfalt eine gesetzliche sowie politische Forderung unserer Gesellschaft ist, zwingen diese Erkenntnisse zum schnellen aktiven Handeln.
Wolfgang Gielisch